Von Honduras nach Deutschland
Aktuell bereiten wir gemeinsam mit einer Gruppe von Honduraner*innen, die in Deutschland leben, eine Wanderfotoausstellung vor. Hier schon mal ein kleiner Einblick:
Von Honduras nach Deutschland
Einblicke in ein Land, das tausende Honduraner*innen
zur Abwanderung treibt
Honduras ist Teil der mittelamerikanischen Landbrücke, die Nord- und Südamerika miteinander verbindet. Das Land ist reich an natürlichen Gemeingütern wie die einzigartigen Regenwälder mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna, die weite Teile des Landes bedecken, die Berge, Flüsse, Mangroven und Meere. Reich an kultureller Vielfalt, uralten überlieferten Traditionen, an Musik, leckerem Essen und vielem mehr.
Doch zugleich ist Honduras nach Haiti auch das ärmste Land Lateinamerikas und eines der gefährlichsten Länder der Welt. Zwei Drittel der honduranischen Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, ein Drittel sogar in extremer Armut. Politische Krisen, Instabilität, Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Drogenschmuggel für den Konsum in den USA und Gewalt prägen den Alltag. Es mangelt in der Bildung und in der Gesundheitsversorgung. Kritische Stimmen, Umweltaktivist*innen und soziale Proteste werden kriminalisiert, bedroht und verfolgt, bis hin zu Morden.
Viele Honduraner*innen sehen nur eine Alternative: ihre Heimat zu verlassen. Seit Jahren nimmt die Auswanderung zu. International bekannt wurde sie im Oktober 2018, als die ganze Welt auf tausende Migrant*innen aus Mittelamerika blickt, die gemeinsam und organisiert durch Mexiko ziehen und ihr Recht auf ein würdiges Leben fordern. Damals erlebten die Migrant*innen viel Offenheit, Unterstützung und Solidarität von Menschen, die oft selbst kaum etwas haben.
Mehr als ein Jahr später ist die Hoffnung in Verzweiflung umgeschlagen. Laut einem Bericht der Tagesschau Ende Januar 2020 warten Schätzungen zufolge derzeit etwa 30 000 Honduraner*innen auf eine Antwort der US-Behörden hinsichtlich ihres Asylantrages. Da die Herbergen für Geflüchtete überfüllt sind, müssen viele von ihnen auf der Straße leben und betteln, um zu überleben. Die wenigsten haben Arbeit gefunden.
Im Januar 2020 startete eine weitere Karawane mit mehr als tausend Geflüchteten aus Honduras in Richtung Nordamerika. Doch der Weg dahin wird immer schwieriger und gefährlicher. Auf Druck der USA hat die mexikanische Regierung die Grenzkontrollen zu Guatemala verstärkt und auch die US-Regierung selbst verschärft die Asylregelungen ständig weiter. Laut dem Nationalen Institut für Migration Mexiko (INM), hat Mexiko seit Jahresbeginn offenbar mehr als 5.000 Migranten aus Honduras in ihre Heimat abgeschoben oder bei ihrer Rückkehr unterstützt.
Auf der Suche nach Schutz zieht es daher auch immer mehr Menschen aus Mittelamerika nach Europa, die meisten nach Spanien und Italien, aber auch nach Deutschland.
Wir sind eine Gruppe von Honduraner*innen, die heute in Deutschland leben, und deutschen Aktivist*innen, die in Solidarität mit Honduras arbeiten. Mit dieser Ausstellung möchten wir einen Einblick geben in das Leben in Honduras - sowohl in die schönen, hoffnungsvollen Seiten als auch in die schwierigen Seiten und die Beweggründe, unser Land und unsere Familien zu verlassen. Dabei ist es uns wichtig, auch einen Blick auf die politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Beziehungen und Interessen von Seiten der USA und Europa zu werfen, die Auswirkungen auf die honduranische Gesellschaft haben. Es ist eine Einladung, sich kennenzulernen und besser zu verstehen. Die Zitate und Informationen basieren hauptsächlich auf verschiedenen Quellen von Zeitschriften und Artikeln befreundeter Kollektive wie der Hondurasdelagation (Kollektiv von Menschenrechtsaktivist_innen und Journalist_innen)und dem Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit München.